Lauftreffreise nach Tecklenburg 25.-28.08

Frohgemut reisten drei gute Handvoll Lauftreffler am Freitagabend umweltschonend per Fahrgemeinschaften nach Lengerich, checkten ins Hotel ein und strebten – je nach Ankunftszeitpunkt mit oder ohne Kaffeepause – dem abendlichen Höhepunkt zu, der Freilichtbühne Tecklenburg.

„Miami Nights“, ein Tanzmusical mit Musik aus de 80ern, stand auf dem Programm. Allein schon die peppigen Rhythmen ließen uns immer wieder mitsingen und -wippen. Für nicht wenige von uns waren das die Lieder unserer wildbewegten Jugendzeit und wir ließen uns nur zu gern in die Vergangenheit entführen! Der Plot war nicht allzu kompliziert, die gnadenlose Konkurrenz der Tänzer vor dem Turnier, aber sehr unterhaltsame Charaktere und Intrigen (abgesägte Absätze, vorgetäuschte Schwangerschaften) waren reichlich eingestreut. Ein bisschen Romeo-und-Julia-artig findet schließlich der amerikanische Star-Turniertänzer zu der kubanischen Salsa-Tänzerin der benachbarten Bar. Bemerkenswert komisch war der Hund der Tanzschulbesitzerin und auch das originelle Bett-Bühnenbild, lasst euch davon beim nächsten gemeinsamen Lauf erzählen.

Am Samstag war Wandertag. Zwei Gruppen machten sich auf zwei Wege, die sorgfältig von Wolfgang ausgesucht waren. Viel Schönes, Interessantes, Kurioses und Lernwürdiges säumte unseren Weg: Kneippbäder, Klavier-im-Wald, Hexentanzplätze mit Teufelsfußabdrücken, Kapellen und Rittergrabstellen, grandiose Felsformationen, ein Auf und Ab auf befestigteren Pfaden und losen Wurzelwegen durch den Teutoburger Wald. Schaut in die Galerie, da sind einige Impressionen versammelt.

Noch vor dem Frühstück am Sonntag haben sich ein paar Unerschrockene auf den Weg gemacht, um noch eine fußläufige Sehenswürdigkeit mitzunehmen, den Lengericher Canyon. Dieser alte Steinbruch im Naturschutzgebiet ist mittlerweile überflutet und schillert türkisfarben; ein toller Anblick, wenn es nicht gerade regnet.
Pünktlich zum Regenende begann dann Highlight Nummer drei, die Stadtführung in Tecklenburg. Kurzweilig wurde über die Geschichte von Tecklenburg berichtet, zu viel, um es hier in Gänze wiederzugeben. Aber Gräfin Anna von Tecklenburg-Schwerin sei doch erwähnt, die nach dem recht frühen Tod ihres (wenig geliebten, aus politischen Gründen von den Eltern gewählten) Gatten anstatt des minderjährigen Sohnes die Regierungsgeschäfte übernahm. In der langen Reihe der Grafen die einzige Frau, aber herausragend und nachhaltig waren ihre Bestrebungen für die Verbesserung der Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung. Sie richtete Apotheken ein, damit alle Zugang zu Medizin und Heilkräutern haben sollten und in enger Freundschaft mit dem Arzt Johann Wier unterband sie die Mitte des 16. Jahrhunderts sonst grassierenden Hexenverbrennungen in ihrem Einflussgebiet. Ach wären doch mehr Frauen an der Macht gewesen im Mittelalter, es hätte weniger finster sein können.

Aus dem reichen Sagenschatz sollen auch einige Geschichten erwähnt werden: Die weiße Frau von Tecklenburg, die als Gespenst nachts mit ihrem Spiegel ruhelos durch die Straßen streifen muss, als Sühne für ihre mörderische Eitelkeit. Auch die pädagogische Ermahnung, als Bote zur Fleischerinnung nicht zu trödeln, da man sonst in Einzelteilen in den Packtaschen des Esels auf die heimische Burg zurückkehrt. Botanisches lernten wir in der Beschreibung, wie das tecklenburger Bier in Ermanglung von Hopfen mit Gagelstrauch gewürzt wurde. Nach dem 30jährigen Krieg wurde dieses „Grüsingbier“ bei den Friedensverhandlungen dem päpstlichen Gesandten und späteren Papst Alexander VII kredenzt. Sachkundig meinte dieser darauf, mit etwas zugefügtem Schwefel sei es ein Trank der Hölle.

Von der mächtigen Burg ist nur ein kleiner Ruinenrest erhalten, die pragmatischen Preußen nutzten das zerbröckelnde Mauerwerk Anfang des 18. Jahrhunderts als wertvolle Baustoffquelle. Aber eine gar nicht so kleine Bastion ist erhalten, da sie vormals zugeschüttet und vergessen wurde und nun unterirdisch begehbar ist, wie eine Tropfsteinhöhle. Sie wurde 1944 mühsam wieder ausgegraben, als Schutzbunker gegen die Bomben der Alliierten.
Nach der Stadtführung konnten wir uns noch nicht so richtig trennen, deshalb saßen wir noch eine Weile in Grüppchen beisammen auf dem Marktplatz. Aber irgendwann ist auch die schönste Reise zu Ende ...

So war unsere Lauftreffreise dieses Jahr wieder außerordentlich abwechslungsreich und erfreulich für Körper, Geist und Seele. Großen Dank an das Orgateam Sabine und Wolfgang!